„Quadratisch. Praktisch. Gut.“ – Was wäre die Werbewelt ohne Phrasen?
Phrasen und Werbung sind genauso untrennbar wie Siegfried und Roy, Nachos und Käse oder Weihnachten und Aschenbrödel. Kann man so nicht sagen? Kann man doch.
Ein paar Slogans und Claims der Branche sind sogar so gut, dass sie sich nicht nur in unser Gedächtnis, sondern auch unseren Wortschatz eingebrannt haben. Und nicht wenige davon bestehen aus Phrasen. Einige Beispiele: „Nichts ist unmöglich“ (Toyota), „Geiz ist Geil“ (Saturn), „Ist der neu? Nein, mit Perwoll gewaschen“ (Perwoll).
Die Vorliebe der Werbetexter: Phrasen
Ja, Werbetexter machen sich einen Spaß daraus, Alltagsphrasen für ihre Zwecke zu nutzen oder gar eigene zu erschaffen. Ein gutes Beispiel für solch eine Eigenkreation ist der Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ von Ritter Sport.
Was dem Musiker sein Song und dem Regisseur sein Film, ist dem Texter sein Slogan: Die Chance sich unsterblich zu machen. Bestenfalls findet die textliche Schöpfung auch noch den Weg in den allgemeinen Wortschatz der Menschen.
Die Ironie daran: Obwohl viele phrasenreiche Werbeslogans erfolgreich sind, werden ihre Bestandteile – eben diese Phrasen und Floskeln – meist verhöhnt.
Im „echten“ Leben werden Phrasen als inhaltslos und überflüssig, gar nutzlos bezeichnet. Jedem Journalistenschüler, der es wagt, einen Artikel mit „das bleibt abzusehen“ zu beenden, wird auf die Finger gehauen. Zugegeben, Phrasen werden ziemlich inflationär genutzt.
Das heißt aber noch nicht, dass sie inhaltslos sind – besonders, wenn man die Herkunft einzelner Phrasen genauer betrachtet. Es wird klar: Die machen durchaus Sinn – irgendwie.
Ein kleiner Ausflug in die Welt der Phrasen und Floskeln
Wir haben euch unsere liebsten Phrasen herausgesucht und liefern ihre Entstehungsgeschichten gleich mit.
„Da wird der Hund in der Pfanne verrückt!“
Warum „Ich bin erstaunt“ ausrufen, wenn man genauso „Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt“ gröhlen kann? Diese durchaus bekannte Aussage über die eigene Verblüffung hat ihren Ursprung in einer alten Geschichte von Till Eulenspiegel.
Demnach arbeitete der Schalk damals in einer Bierbrauerei, deren Besitzer einen Hund namens „Hopf“ hatte. Als der Braumeister Till Eulenspiegel beauftragte, den Hopfen für das Bier sorgfältig zu sieben, warf Eulenspiegel kurzerhand den Hund „Hopf“ in die Braupfanne. Unnötig zu sagen, dass der Streichespieler sich danach eine neue Beschäftigung suchen musste.
„Da steppt der Bär!“
Hier ist der Name Programm! Denn diese Phrase – als „Da ist ja was los“ übersetzbar – geht tatsächlich auf tanzende Bären zurück. Im damaligen Mittelalter gab es neben der schweren Arbeit kaum Abwechslung.
Allerdings kamen einmal jährlich Wanderzirkusse oder Jahrmärkte durchs Land. Ein absolutes Highlight! Besonders beliebt: die wortwörtlich tanzenden Bären. Immer, wenn die Menge jubelte und sich amüsierte, steppten also die Bären.
„Da beißt die Maus keinen Faden ab.“
Warum sollte eine Maus einen Faden abbeißen? Handelt es sich dabei um dressierte Helferlein eines Schneiders oder eine nagende Plage, die sich an Stoffen vergreift? Wenn die Maus keinen Faden abbeißt, will man damit sagen: Da führt kein Weg drumherum.
Wo genau dieses Sprichwort nun seine Herkunft hat, ist allerdings umstritten:
1. Möglichkeit: Die Phrase könnte ihren Ursprung in der Geschichte „Der Löwe und das Mäuschen“ des altgriechischen Dichters Aesop haben. Die Maus rettet darin den Löwen aus einem Netz, indem sie dieses zernagt.
2. Möglichkeit: Der Ausdruck bezieht sich auf eine Legende aus dem Alpenraum, in der die Heilige Gertrud von Nivelles eine Mäuseplage allein durch ihre Gebete bekämpft. Der Grund für Getruds Zorn über die Mäuse: Die Tiere hatten ihre Handarbeit unterbrochen, indem sie ihren Spinnfaden durchbissen. Das war wohl ein Pieps zu viel für die Heilige.
3. Möglichkeit: Laut dem Duden stammt die Redewendung von einem Schneider, der seinen Kunden versichern wollte, dass deren Stoffe bei ihm sicher seien und sich keine Mäuse darüber hermachen würden.
„Schreib dir das hinter die Ohren!“
Wortwörtlich verstanden, verursacht diese Phrase Schwierigkeiten – wenn man schon mal versucht hat, sich wirklich etwas hinter die Ohren zu schreiben. Im übertragenden Sinne meint diese Redewendung allerdings, dass man etwas ja nicht vergessen soll.
Seine Herkunft hat die Phrase aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Damals nahmen Eltern ihre Kinder zu wichtigen Anlässen mit, damit diese später als ihre Zeugen der Nachwelt von dem bedeutenden Ereignis erzählen konnten.
Doch wie Kinder nun mal sind, interessieren sie sich meist weniger für Grundsteinlegungen oder Einweihungen. Damit die Kinder dem Anlass wieder ihre Aufmerksamkeit schenkten, zogen ihre Eltern sie an den Ohren – und schrieben ihnen dadurch das Ereignis direkt hinter die Ohren.
Warum wir Phrasen lieben?
Wie man sieht: Phrasen haben eine durchaus logische Herkunft – auch, wenn man diese nicht sofort erkennt. Und auch in der Werbewelt haben sie ein berechtigtes Dasein. Denn nicht ohne Grund verwenden wir Floskeln und Co. im Alltag und in der Werbung so häufig: Jeder – ja wirklich jeder – weiß, was damit gemeint ist!